Ist die Festpreisversicherung wirklich sinnvoll?

Neben der preiswerten Finanzierung eines Neu- oder Gebrauchtwagens liegt allen Fahrzeughaltern ein fortlaufend günstiger Versicherungsschutz am Herzen. Die Kosten für eine Kfz-Versicherung weichen je nach Gesellschaft erheblich voneinander ab und orientieren sich an vielen individuellen Dispositionen, beispielsweise dem Fahrzeugtyp oder der persönlichen Schadenfreiheitsklasse. Mit der sogenannten Festpreisversicherung, die immer häufiger von Autohäusern und Vertragshändlern angeboten wird, steht eine Alternative zur klassischen Kfz-Versicherung bereit, bei welcher der Versicherungsnehmer stets einen festen Beitrag unabhängig von diversen Tarifmerkmalen zahlt. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, ob diese Art der Autoversicherung wirklich lohnenswert ist oder besser auf klassische Weise tarifiert werden sollte.

Wie sich die Festpreisversicherung von anderen Tarifen unterscheidet

Der wichtigste Unterschied zu einer herkömmlichen Kfz-Versicherung ist der konstant hohe Versicherungsbeitrag über Jahre hinweg. Der Versicherte muss daher nicht wie bei einem normalen Tarif fürchten, jedes Jahr einer Beitragsanpassung zu unterliegen und so schlimmstenfalls fortlaufend eine teurere Versicherungsprämie zu zahlen. Stattdessen wird der zu zahlende Jahresbeitrag einmalig zu Beginn des Versicherungsschutz festgelegt und bleibt auf diesem Niveau erhalten. Selbst wenn es zu einem selbst verschuldeten Unfall kommen sollte, bleibt der Festpreis erhalten und gibt zusätzliche Sicherheit in der Finanzierung des Versicherungsschutzes.

Die Festpreisversicherung wird üblicherweise von Autohändlern angeboten, die hierfür mit bestimmten Versicherern kooperieren. Für die Händler ist durch die Vermittlung eine zusätzliche Beitragseinnahme entstanden, weshalb sie ein wirtschaftliches Interesse daran haben, eine entsprechende Kfz-Versicherung zu vermitteln. In vielen Fällen ist das Angebot der Festpreisversicherung an einen Leasing- oder sonstigen Finanzierungsvertrag gekoppelt, wobei sich die Laufzeit der Versicherung über die FInanzierungsphase hin erstreckt. Manche Anbieter gewähren sogar einen zusätzlichen Schadenfreiheitsrabatt auf den erstmals berechneten Versicherungsbeitrag, falls der Versicherte über die ersten Vertragsjahre hinweg keinen Schaden melden musste.

Welche Tarifmerkmale in die Festpreisversicherung einspielen

Vergleichen mit einer gewöhnlichen Kfz-Versicherung werden vor allem persönliche Tarifmerkmale aus dem Tarif herausgerechnet. Die Fahrerfahrung und Sicherheit, die sonst über die Schadenfreiheitsklasse zum Ausdruck kommt, wird bei einer Festpreisversicherung ebenso außen vor gelassen wie die zu erwartende Fahrleistung in Kilometern pro Jahr. Auch die Berufsgruppe oder das Vorhandensein von Wohneigentum spielt für die Berechnung des individuellen Beitrags keine Rolle mehr, stattdessen wird alleine auf primäre Tarifmerkmale wie die Regional- und Typklasse geachtet.

Wichtig ist, dass nicht alle Anbieter der besonderen Kfz-Versicherung die gleichen Maßstäbe anlegen, je nach Versicherer kommen also mehr oder weniger Tarifmerkmale zur Anwendung. Für den einzelnen Interessenten heißt es daher, mit einem sachlichen und rechnerischen Vergleich die Vorzüge einzelner Tarifvarianten herauszufinden und so den potenziell besten Tarif bei seinem Autohändler und dem kooperierenden KFZ Versicherer abzuschließen.

Die Leistungen einer Festpreisversicherung

Durch den häufig sehr günstigen Jahresbeitrag der Festpreisversicherung stellt sich die Frage nach einem angemessenen Leistungsstandard, den diese Versicherung bietet. Tatsächlich gibt es auch hier je nach Anbieter große Unterschiede, manche orientieren sich bewusst an den gesetzlichen vorgeschriebenen Deckungssummen und machen ihren Versicherungsschutz hierdurch bewusst günstig. Ob diese Leistungen bei einem Haftpflichtschaden in Millionenhöhe tatsächlich ausreichen, sollte der potenzielle Versicherungsnehmer selbst entscheiden. Selbiges gilt auch für den Kaskobereich der Kfz-Versicherung, wobei die meisten Versicherer die Übernahme einer Selbstbeteiligung voraussetzen. Abhängig von der Höhe dieses Selbstbehalts lässt sich der jährlich zu zahlende Beitrag noch zusätzlich beeinflussen.

Neben einem Basisschutz nach den gesetzlichen Mindeststandards ist es bei manchen Versicherern möglich, einen deutlich gehobeneren Versicherungsschutz abzuschließen. Gehobene Werte wie 100 Millionen Euro pro Schadensfall und einen zweistelligen Millionenbetrag pro geschädigte Person sind hier keine Seltenheit, bringen jedoch einen höheren Festpreis als der Basisschutz mit sich. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Festpreisversicherung nicht von einer herkömmlichen Kfz-Versicherung und legt es nahe, die Tarife unterschiedlicher Anbieter genau gegenüberzustellen.

Der Kostenfaktor der besonderen Kfz-Versicherung

Primär ist die Festpreisversicherung durch ihren unveränderlichen Beitrag interessant, der individuelle Dispositionen eines Autofahrers bei der Tarifierung nicht berücksichtigt. Diese Regelung kann Vor- und Nachteile mit sich bringen, abhängig davon, wie gerne der Interessent als Kunde von einer anderen Kfz-Versicherung gewonnen würde. Viele Autohändler, die eine Festpreisversicherung direkt parallel zum Fahrzeugkauf anbieten, spekulieren vor allem auf die Bequemlichkeit ihrer Kunden. Diese können sich durch den Abschluss einer Kfz-Versicherung direkt beim Autohändler die mühsame Suche nach einem anderen Anbieter ersparen. Natürlich birgt dies das Risiko, günstige Angebote anderer Autoversicherungen zu übersehen.

Als groben Anhaltspunkt, ob der Abschluss einer Festpreisversicherung individuell lohnt, ist die Gegenüberstellung des Versicherungsangebots mit den bislang gewohnten Versicherungskosten anzuraten. Dieser Vergleich wird erschwert, da die besondere Kfz-Versicherung für ein Neufahrzeug abgeschlossen wird und deshalb keine Erfahrungswerte für den Versicherungsschutz mit diesem Fahrzeugtyp vorliegen. Lediglich wer zuvor ein baugleiches Fahrzeug genutzt hat, wird die angebotene Festpreisversicherung auf einer fundierten Basis vergleichen können.

Die gleiche Höhe der Versicherungskosten über Jahre hinweg wird von den meisten Autohändlern und Versicherern als entscheidender Vorteil dieser Kfz-Versicherung dargestellt, der sich je nach Fahrzeughalter jedoch als Nachteil herausstellen kann. Schließlich sollte nicht übersehen werden, dass die Kosten eines normalen Tarifs im Laufe der Jahre stetig sinken, falls kein Schaden vorlag. In dieser Situation profitiert der Versicherte von einer besseren Schadenfreiheitsklasse, die bei einer Festpreisversicherung im Regelfall nicht berücksichtigt wird und deshalb keine zusätzlichen Kostenvorteile mit sich bringt. Wer sich als sicherer Fahrer einschätzt und eher mit einer Schadenfreiheit über mehrere Jahre hinweg rechnet, wird von einer herkömmlich tarifierten Kfz-Versicherung vielfach eher profitieren können.

An welche Zielgruppen sich die Festpreisversicherung primär richtet

Nach obigen Überlegungen ist eine Kfz-Versicherung zum Festpreis vor allem Fahrzeughaltern zu empfehlen, die sich über die nächsten Jahre keine entscheidenden Vorteile durch die Schadenfreiheitsklassen erwarten. Dies gilt vor allem für junge Fahrer, die nur über wenige Jahre Fahrerfahrung verfügen und deshalb teure Beiträge bei herkömmlichen Autoversicherungen zahlen müssten. Aufgrund der fehlenden Erfahrung ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass während der Versicherungsdauer ein Schaden herbeigeführt wird, der sich bei der klassischen Tarifierung direkt in der Absenkung der Schadenfreiheitsklasse widerspiegelt.

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