Die Idee vom Pay as you drive Modell bei der Kfz-Versicherung

Eine Kfz-Versicherung für ein Kraftfahrzeug, das betriebsbereit ist und im öffentlichen Straßenverkehr bewegt wird, ist zwingend vorgeschrieben. Diese Mindestversicherung ist notwendig, damit eventuelle Schadensersatzansprüche eines Geschädigten beglichen werden können. Die Kfz-Versicherung deckt dabei Personen- sowie Sachschäden ab. Da zum Beispiel bei Unfällen diese Schäden sehr schnell mehrere tausend Euro betragen könnten, muss dieses Pflicht-Modell greifen. Die allermeisten Autofahrer wären nicht in der Lage, diese Kosten selber zu tragen.

Ein anderes Modell der Kfz-Versicherung

Die bisher allgemein üblichen Modelle einer Kfz-Versicherung sehen vor, dass der Versicherte sich für eine bestimmte Haftpflichtversicherung für sein Fahrzeug entscheidet, und je nach Auswahl die Option einer jährlichen, halb- beziehungsweise vierteljährliche oder monatliche Zahlungsweise für den anfallenden Versicherungsbeitrag entscheidet. Doch es gibt mittlerweile einen etwas anderen Typen der Kraftfahrzeugversicherung. Diese Version wird als Pay as you drive, oder abgekürzt auch als PAYD bezeichnet. Pay as you drive ist der Typ einer Kfz-Versicherung, wo die jeweilige Höhe der Prämie aus der Art sowie Menge der Auto-Nutzung errechnet wird. Dazu werden technische Daten des Fahrzeugs benötigt. So werden die zurückgelegten Kilometer und die Fahrweise, wie die Einhaltung von einer Geschwindigkeitsbegrenzung, im Auto dokumentiert und an die Versicherung zur Auswertung übermittelt. Hierbei gibt es zwei Versionen, die sich durch die notwendige Statistikerhebung, die aus den Rohdaten ermittelt werden, unterscheiden. Zum einen kann die Statistik direkt im Kraftfahrzeug erstellt werden, zum anderen können diese Daten an einen externen Dienstleister übermittelt werden. Dieser ermittelt die statistischen Daten und gibt sie an die Versicherung weiter.

Pay as you drive Modell - anders als andere Versicherungsarten

Versicherungsunternehmen sowie Hersteller von Pay as you Drive-Systemen machen darauf aufmerksam, dass individuelle Fahrverhalten nicht erst im Laufe von vielen Jahren auf die Versicherungsprämie auswirkt, sondern schon unmittelbar während der Fahrt. Neben einer insgesamt höheren Gerechtigkeit für die Versicherten, würde dies auch eine höhere Motivation des Fahrers zu einem regelkonformen Fahrverhalten zur Folge haben. Im Verkehrsraum würde es damit auch zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit kommen. Auswirkungen ergäben sich bei einer flächenweiten Einführung von solch einem Modell ebenfalls wahrscheinlich in der Gruppe von Fahranfängern. Denn hier ist die Bereitschaft bei der Fahrweise Gefahren einzugehen, am weitesten verbreitet. Einige Pay as you drive Modelle benötigen zum Betrieb den Einbau eines GPS-Empfängers. Damit könnte ein Auto bei einer Panne, einem Unfall oder eines Diebstahls lokalisiert werden. Doch mit diesen Möglichkeiten geht auch Kritik einher. Bei der Diskussion um Datenschutz gibt es nämlich die Vermutung, dass einmal erhobene Daten immer einer missbräuchlichen Verwendung ausgesetzt sein könnten.

Neues Modell der Kfz-Versicherung und die Politik

Auch die politischen Fraktionen haben sich schon mit diesem Modell der Kfz-Versicherung beschäftigt. So hat zum Beispiel die Bundestagsfraktion der FDP im März des Jahres 2009 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zum Pay as you drive-System gestellt. Die Fragen betreffen hier insbesondere den Datenschutz, die Überwachungsmöglichkeit und wie diese verhindert werden kann. Informationen aus dem Auto und die Fahrstrecke werden laufend per Satellit in ein Rechenzentrum übermittelt. Dann wird ein Protokoll erstellt wird, wohin, wann und wie der Versicherungskunde mit seinem Fahrzeug fährt. In Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf die Anfrage an, die noch nicht gelösten Kernpunkte was die datenschutzrechtlichen Bestimmungen betrifft. Eine Kritik an dem fahrabhängigen Pay as you drive Modell kommt vor allem von Datenschützern. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, bemängelt beispielsweise, dass es sich hier um eine Art freiwillige Vorratsdatenspeicherung vom Kraftfahrzeugbesitzer handelt. Je nach Prämienausgestaltung könnte diese Freiwilligkeit jedoch zukünftig auch zu einem ökonomischen Zwang werden. Problematisch kann es auch werden, sobald ein Fahrzeug von mehreren Fahrern genutzt wird. Der Halter und gleichzeitige Versicherungsnehmer wären mit dem System in der Lage, die anderen Fahrer zu kontrollieren. Auch bei Firmenwagen könnte ein Problem auftreten, denn der Arbeitgeber kann je nach Einsatz der Technologie den aktuellen Aufenthaltsort seiner Mitarbeiter überwachen. Damit wäre es denkbar, individuelle Fahrprofile der Fahrzeuglenker zu erstellen. Diese Überwachungsmöglichkeiten und ein eventueller Datenmissbrauch, lassen die Versicherungsnehmer bislang noch vor diesem Modell zurückschrecken. Laut einer Studie von YouGov, einem international tätigen Institut für Markt- und Organisationsforschung mit Sitz in Köln, sind sich die Versicherungsnehmer der aufgezeigten Problematik durchaus bewusst. Die Einflussnahme auf die Höhe des Versicherungstarifs haben 36% der Befragten, eine Belohnung für defensives Fahrverhalten 31%, als meist genannte Gründe für einen eventuellen Vertragswechsel in ein Pay as you drive Modell angegeben. Trotzdem sehen 47% der Befragten in der Überwachung vom eigenen Fahrverhalten einen gravierenden Nachteil in diesem System. Ebenfalls spricht die Angst vor Datenmissbrauch bei 28% der Probanden gegen einen Wechsel in solch ein Modell. Pay as you drive dürfte laut Oliver Gaedeke, Vorstand und Leiter der Finanzmarktforschung bei YouGov, vor allem jungen, und gleichzeitig vorsichtigen Fahrern zugutekommen. Denn diese müssen bislang für die relativ hohen Schadensummen von weniger rücksichtsvollen Fahranfängern mit zahlen.

Ein neues Modell der Kfz-Versicherung mit Potenzial

In Deutschland könnten Pay as you drive-Modelle bei den Kfz-Versicherungsnehmern aber durchaus Potenzial aufweisen. Etwa vierzig Prozent der befragten Versicherungskunden können sich die Umstellung ihrer Kfz-Versicherung auf ein Pay as you drive-System durchaus vorstellen, wie das Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov herausgefunden hat. Dazu sind 1.000 Versicherungsnehmer und Autofahrer ab 26 Jahren, und 150 Besitzer von Führerscheinen im Alter von 17 bis 25 Jahren befragt worden. Pay as you drive wird in Deutschland als Innovation im Kfz-Versicherungsbereich vielfach diskutiert. Die Technologie ist zwar bereits ausgereift, dennoch zögern noch viele Produktentwickler in der Assekuranz-Sparte, entsprechende Angebote für die Tarifierung anzubieten. Obwohl erkannt wurde, dass hiermit möglicherweise eine flexiblere sowie kundenorientierte Versicherungslösung angeboten werden kann. In Großbritannien oder Spanien zum Beispiel, stellen Angebote im Pay as you drive-Bereich bereits eine Ergänzung zu den herkömmlichen Kraftfahrzeug-Versicherung dar. Die Befragten können sich in der Praxis die herkömmlichen Versicherungen wie zum Beispiel die Allianz, AXA oder die HUK-Coburg, als möglichen Anbieter einer Pay as you drive-Versicherung vorstellen. Eine Bereitschaft zum Abschluss von Pay as you drive bei Automobilherstellern wie Ford, Opel, Mercedes oder VW, ist besonders bei jüngeren Führerscheininhabern vorstellbar. Bei bestimmten Kundengruppen, so wurde herausgefunden, sind auch Mobiltelefonhersteller wie beispielsweise Apple, Nokia oder Samsung, sowie Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom, E-Plus, O2 und Vodafone, ebenfalls eventuelle Anbieter für Pay as you drive Versicherungen. Etwa ein Viertel der älteren, 26%, und sogar 39% der jüngeren Autofahrer sind hier bereit, ihr Smartphone als sogenannte E-Box für die Erfassung des eigenen Fahrverhaltens nutzbar zu machen. Mobilfunk- sowie Smartphone Anbieter könnten in Kooperation mit einem bestimmten Auto-Versicherer, eine intelligente und professionelle Lösung für die Kundschaft entwickeln. Denn das Potenzial auf dem Markt ist in diesem Bereich tatsächlich sehr groß, so nach einer Einschätzung des Instituts YouGov.

Pay as you drive - die Zukunft hat begonnen

Doch zurzeit sind die kritischen Stimmen immer noch in der Überzahl, auch wenn viele Autofahrer wie oben beschrieben einige Gründe für ein Pay as you drive System anführen. Die Studie untersucht insgesamt die Vorteiles-Aspekte sowie mögliche Barrieren für Pay as you drive-Angebote aus der Sicht der Konsumenten. Auch die Erwartungen an ein solches Produkt, hinsichtlich der Dateneinsicht, Kriterien einer Risikoabschätzung oder einer Installation der notwendigen E-Box stehen im Vordergrund der Untersuchungen. Ausführlich durchgeführte Zielgruppenanalysen erlauben es, das Marktpotenzial sowie eine optimale Ansprache für die jeweiligen Kundensegmente zu evaluieren. Ein anderes Unternehmen, das Beratungsinstitut Accenture, ein Smartphone-Programm als App entwickelt, welches das Fahrverhalten von den Kraftfahrzeugen misst und die jeweiligen Fahrerbewegungen genauestens kontrolliert. Diese Daten werden als Grundlage für die Versicherungsbeiträge herangezogen. Bisher bestimmen ja vor allem Angaben wie beispielsweise das Alter des Versicherungsnehmers, der Wohnort, das jeweilige Fahrzeug, ob eine Garage genutzt wird, sowie die jährliche Gesamt-Kilometerleistung den Versicherungstarif. Kraftfahrzeug-Versicherungen suchen schon seit geraumer Zeit nach Methoden, um riskantes Fahrverhalten der Kunden mit höheren Prämienzahlungen zu begründen. Damit soll zu einem insgesamt risikoärmeren Fahrverhalten animiert werden. Das soll für Fahrer, die sich daran halten, belohnt werden und zugleich zu einem Versicherungswechsel auf diesem letztendlich hart umkämpften Versicherungsmarkt anregen. Denn es ist eine Tatsache, dass in keiner anderen Versicherungsart so häufig die Anbieter gewechselt werden. Das Pay as you drive Modell von Accenture, erfasst die gefahrenen Kilometer des Fahrers, die jeweilige Fahrzeuggeschwindigkeit, das Bremsverhalten und die Uhrzeit der gefahrenen Strecke. Diese Daten werden direkt an den Versicherer weitergeleitet. Ist ein Fahrzeug besonders häufig in der Nacht unterwegs oder fährt es sogar öfter schneller als erlaubt, kann der Versicherungsbeitrag angehoben werden. Bei entsprechend defensiver Fahrweise kann er hingegen sinken. Attraktiv kann solch ein Angebot dann zum Beispiel für einen Fahranfänger sein, der normalerweise einen sehr hohen Tarif zahlen muss. Aber nur unter der Voraussetzung, dass entsprechend umsichtig gefahren wird.

Kontrollen und Datenschutz - wird die Kfz-Versicherung durchsichtig?

Viele Verbraucherschützer kritisieren Pay as you drive wegen einer andauernden, vom jeweiligen Versicherungsunternehmen durchgeführten, Kontrolle. Es würden sehr sensible Daten des Autofahrers erfasst, weitergeleitet und gespeichert. Marit Hansen, die stellvertretende Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, sieht darüber hinaus noch etliche Schwachstellen in der Technik, die nach ihrer Meinung noch nicht ausgereift ist. So wären die Apps, die verwendet werden sollen, nicht sicher. Eine standardisierte Bewertung vom Fahrverhalten der Versicherungsnehmer sei zudem auch problematisch. Ein abrupter Abbremsvorgang beim Fahren ist ja nicht in jedem Fall schlecht. Oft spielen äußere Umstände eine Rolle, wie eine Notbremsung, falls ein Kind plötzlich auf die Fahrbahn läuft. Die Versicherer bekommen mit dem Verfahren Pay as you drive eine sehr genaue Fahranalyse ihrer Kunden geliefert. Britische Versicherungsunternehmen haben nun festgestellt, dass ein Schadenaufwand durch Pay as you drive um bis zu 30 Prozent sinken kann. Dies wird auf den entsprechenden Kontrolleffekt zurückgeführt. Weiß der Autofahrer das er beobachtet wird, fährt er wahrscheinlich umsichtiger. Durch den ständigen Datenaustausch wird auch eine enge Kundenbindung anvisiert. Accenture steht nach seinen Untersuchungen schon in Verhandlungen mit potenziellen Anbietern von Pay as you drive. Dabei wird eine möglichst kurzfristige Anwendung angestrebt. Der Leiter der Versicherungssparte bei Accenture, Dr. Markus Wensch, stellte fest, dass der Breiteneinsatz von diesem Modell erst noch bevorsteht. Durchgeführte Feldversuche haben schon eine hohe Zufriedenheit der Testkunden ergeben. Trotzdem sind die großen Versicherungsunternehmen noch zurückhaltend, was eine Einführung betrifft. Bernd Engelien, der Sprecher der Zürich Versicherungsgesellschaft, sieht zum Beispiel wegen des teilweisen mangelnden Datenschutzes noch erhebliche Hindernisse für die flächendeckende Einführung. In Branchenkreisen wird vermutet, dass praktisch jedes große Unternehmen der Versicherungsbranche schon ein eigenes Pay as you drive Modell in der Schublade liegen hat. Doch wäre die Angst vor Ärgernissen mit Datenschützern sowie eventuellen Beitragssenkungen noch zu groß, weshalb niemand den ersten Schritt mit einer Implementierung wagt.

Prämienrelevante Merkmale von Pay as you drive

Die Individualisierung der Kraftfahrzeugversicherung hat bereits begonnen, und sich in den letzten 10 bis 15 Jahren stets weiterentwickelt. Die neueste Ausprägung ist damit eben Pay as you drive. Mit diesem neuen Produkt soll noch gezielter auf die Bedürfnisse beziehungsweise die individuellen Fahrgewohnheiten der Kunden eingegangen werden. Über die genannten Tarifierungsmerkmale kommen darüber hinaus noch weitere, subjektive Daten zur Risikoberechnung dazu. Dieses sind beispielsweise die Ab- und Ankunftszeit des Fahrers, Fahrverhaltensbezogene Merkmale, die Dauer der Fahrzeit, Unterbrechungen der Fahrt, die Länge sowie Art von gefahrenen Strecken, das Beschleunigungs- und Bremsverhalten des Fahrers, eine Messung des Abstands zum Vordermann, die Messung der Geschwindigkeit während der Fahrt. Weiterhin kommen bei Pay as you drive noch Merkmale wie der Anschnallstatus, die Funktion des Airbags, die eventuelle Aufprallenergie und Aufprallgeschwindigkeit bei Unfällen, generelle Unfalldaten, eine Kontrolle des Reifendrucks sowie der Status über den Zustand des Fahrzeugs, hinzu.

Die Technologie beim Pay as you drive Modell

Um die Erfassung sowie Übertragung der individuellen Fahrzeug-Daten zu ermöglichen, bedienen sich die Versicherer schon heutzutage der verfügbaren Technik mit IT-Lösungen. Zur Fahrzeugortung wird das Global Positioning System, GPS, eingesetzt. GPS ist durch die tragbaren Navigationsgeräte mittlerweile zu einer erschwinglichen Technologie geworden. Es wird grundsätzlich in den sogenannten On- und Offlineszenarien unterschieden. Jedes Auto wird dabei mit einer sogenannten On-Board-Unit, abgekürzt OBU, ausgerüstet. In dieser Black Box werden sämtliche relevanten Fahrzeugdaten aufgezeichnet und gespeichert. Beim Onlineszenario werden alle Daten zeitnah, sprich online, per GPRS-Technologie einem Computerserver der Versicherung übersandt. Eine zentrale Sammelstelle ist für die Aufbereitung verantwortlich, bevor die Kraftfahrzeugdaten vom jeweiligen Versicherer weiterverarbeitet werden. Das Versicherungsunternehmen erstellt daraufhin für die Versicherten eine Kfz-Rechnung. Bei der Offlineversion werden alle relevanten Fahrtdaten aufgezeichnet und in der Black Box abgespeichert. Der Kunde hat dann die Möglichkeit, diese Messdaten auf einen USB-Stick zu übertragen. Anschließend kann er zuhause die generierten Daten auf seinen PC übertragen. Anschließend werden diese per Internet an die Kraftfahrzeugversicherung gesandt.

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